Auf den Spuren von Sébastian Le Prestre de Vauban nach Lothringen

 von Wolfgang Weigelt, Fahrtleiter

Es ist Donnerstag, 3. Oktober 2019, als sich um 9:45 Uhr bei strahlendem Sonnenschein 40 automobile Klassiker und ihre Besatzungen nach einem „Warm-up“ mit Prosecco, Orangensaft und Brezeln von Maikammer aus auf eine 3-tägige Ausfahrt in Richtung Lothringen auf den Weg machen.

Die erste Etappe führte mit einem Zwischenstopp an der Gräfensteinhütte bei Merzalben durch den Pfälzerwald und das Bliestal nach St. Ingbert, wo im privaten Kleinwagenmuseum von Herrn Voit die Mittagspause eingelegt wurde. Die Vielzahl der dort präsentierten Kleinwagen, von denen einige von Herstellern stammen, die heute gar nicht mehr bekannt sind, wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit großem Interesse und viel Freude begutachtet. Für den kulinarischen Genuss sorgte ein Team des Festungsbauverein Landau e.V. mit einem kräftigenden Grillbuffet, welches mit Getränken aus dem die Tour begleitenden Getränkewagen des AC Maikammer abgerundet wurde.

Nach der Mittagspause führte die Strecke durch den Naturpark Saar-Hunsrück zum Wolfspark Werner Freund in Merzig, wo im Biergarten „Wolfskrug“ die TeilnehmerInnen bei Kaffee und Kuchen neue Energie tankten. Eine letzte kurze Etappe führte über die Mosel bei Remich nach Luxemburg, wo wegen der niedrigen Benzinpreise die Tanks der Oldtimer randvoll gefüllt wurden. Nach wenigen Kilometern war dann das 4-Sterne Tourhotel „Mondorf Parc Hotel“ in Mondorf-les-Bains erreicht, in dem die TeilnehmerInnen die nächsten zwei Abende und Nächte verbringen würden. Bis auf zwei Fahrzeuge – ein Austin Healey 3000 und ein Jaguar XK140 – hatten alle Fahrzeuge die 205 Kilometer des ersten Tages problemlos geschafft. Die beiden Havaristen hatten das Serviceteam „Technik“, welches die Tour von Anfang bis Ende begleitete, in Atem gehalten – aber mit viel Fachkompetenz und Ehrgeiz wurden beide Fahrzeuge wieder flott gemacht.

Der erste Tag wurde mit einem Aperitif und einem vielfältigen kalt-warmen Buffet sowie den anschliessend folgenden entspannten Gesprächen an der Hotelbar beendet.

Nach einer erholsamen Nachtruhe und einem guten Frühstück waren die Fahrzeugbesatzungen gut für die Etappen des 2. Tages, die zusammen rund 235 Kilometer lang sind, gerüstet. Nach wenigen Kilometern führte die Strecke über die Grenze nach Frankreich, wo auf zum Teil winzigen Straßen in Richtung Westen gefahren wurde. In stetem Wechsel zwischen Frankreich und Luxemburg ging es durch die ehemalige Bergbau- und Stahlproduktionsregion nach Longwy, einer Kleinstadt mit einer sehr gut erhaltenen Stadtbefestigung, die von Sébastian Le Prestre de Vauban, dem Festungsbaumeister Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Bei der Fahrt Richtung Longwy fiel vielen TeilnehmerInnen auf, wie sehr diese Region durch den Niedergang der Schwerindustrie gelitten hat. Der teilweise sehr schlechte Zustand der Häuser und Straßen steht in großem Kontrast zu dem gepflegten Zustand der Städte in Luxemburg.

Durch eine Sondergenehmigung der Stadtverwaltung von Longwy konnten die Oldtimer direkt auf dem zentralen Marktplatz „Colonel Darche“ parken und die TeilnehmerInnen dort eine Stärkung in Form von Kaffee, Prosecco und Schinken/Käse-Croissants zu sich nehmen, bevor in zwei Gruppen eine informative Stadt- und Festungsführung begann. Interessanterweise sprachen die beiden Fremdenführer nur Französisch, was aber kein Problem darstellte, weil sich in beiden Gruppen eine Teilnehmerin bzw. ein Teilnehmer als Dolmetscher zur Verfügung stellten.

Nach rund einer Stunde ging der Aufenthalt in Longwy zu Ende und die Tour führte über typisch französische und wenig befahrene Landstraßen in Richtung Süden, wo in Vacherauville, einem kleinen lothringischen Dorf im Restaurant „Le Relais“ das 3-gängige regionale Mittagsmenu eingenommen wurde.

Anschliessend führte die Route über das Schlachtfeld von Verdun zur Gedenkstätte für die im            1. Weltkrieg bei der Schlacht um Verdun gefallenen Soldaten, dem „L’Ossuaire du Douaumont“. Schon die Fahrt über das auch heute noch von den Granattrichtern durchfurchte Schlachtfeld mit seinen dem Erdboden gleichgemachten Dörfern machte viele der TeilnehmerInnen sehr nachdenklich. Und nach dem Besuch der Gedenkstätte, in der sich die Gebeine von 130.000 nicht identifizierten Gefallenen befinden und einer Videovorführung mit Szenen aus der Schlacht um Verdun, war allen TeilnehmerInnen bewusst, wie dankbar wir sein müssen, seit über 70 Jahren in Europa keinen Krieg erlebt zu haben.

Nach diesem nachdenklich machenden Zwischenstopp ging die Fahrt quer durch die lothringische, stark landwirtschaftlich geprägte Landschaft, in nordöstlicher Richtung zum Chateau de La Grange in der Nähe von Thionville. Die Zufahrt zu diesem Schloß aus dem 17. Jahrhundert erfolgte durch eine wunderschöne Platanenallee und die TeilnehmerInnen konnten mit ihren Oldtimern direkt im Schloßhof parken. Leider hatte es mittlerweile kräftig zu regnen angefangen, so dass die geplante Fotosession ausfallen musste – was aber die gute Stimmung nur wenig beeinflusste.   Das Chateau de La Grange wird auch heute noch von den Besitzern bewohnt, kann aber in den nicht privaten Bereichen besichtigt werden. Und so konnten sich die TeilnehmerInnen ein Bild davon machen, in welchem Luxus der Adel in früheren Zeiten lebte. Natürlich gab es neben der Besichtigungsmöglichkeit auch bei diesem Zwischenstopp für die TeilnehmerInnen das Angebot, sich bei einem Rossato-Spritz und Eclairs für die letzten Kilometer zurück nach Mondorf-les-Bains zu stärken.

Der zweite Tag der Pamina Classic-Tour 2019 wurde wieder mit einem vielfältigen kalt/warmen Buffet, einer Verlosung von für Oldtimerbesitzer interessanten Artikeln und intensiven Gesprächen an der Hotelbar, bei denen die TeilnehmerInnen die Eindrücke und Erlebnisse des Tages nochmals Revue passieren liesen, beendet.

Der dritte und letzte Tag der 4. Pamina Classic führte von Mondorf-les-Bains aus auf der ersten Etappe in süd-östlicher Richtung durch das Department Moselle zum Chateau Saint-Sixte, einem ehemaligen Wasserschloß aus dem 12. Jahrhundert in der Nähe von Freistroff. Nachdem die Oldtimer direkt am Schloß geparkt waren, wurden die TeilnehmerInnen vom Schloßherrn und seiner Gattin persönlich begrüsst und mit Getränken sowie Eclairs bestens versorgt. Anschliessend erfolgte eine Führung durch das Schloß und ums Schloß herum, bei der in humorvoller Art und Weise die Geschichte des Schloßes lebendig wurde. Der herzliche Empfang durch Madame und Monsieur Gehl wird allen in guter Erinnerung bleiben.

Auch wenn es den TeilnehmerInnen schwer fiel, mussten sie sich nach etwa 45 Minuten wieder in ihre Oldtimer setzen, um weiter durch den östlichen Teil Lothringens nach Sarreguemines (Saargemünd) zu fahren. Dort war in der Moulin de la Blies, einer ehemaligen Fabrik zur Herstellung von Keramikmasse für die „Fayencerie“, ein Mittagspicknick inmitten einer wunderschön angelegten Gartenanlage vorgesehen. Wie schon am ersten Tag der Tour hatte ein Team des Festungsbauverein Landau e.V. wieder ein tolles rustikales Buffet vorbereitet. Und der Getränkewagen des AC Maikammer e.V. steuerte die passenden Getränke bei.

Nach dem zünftigen Mittagessen ging es vorbei an Bitche mit seiner gewaltigen Zitadelle durch den „Parc Naturel des Vosges du Nord“ zurück in den Pfälzerwald, wo am Wild- und Wanderpark Silz ein kurzer Stopp erfolgte. Danach führte die letzte Etappe der 4. Pamina Classic zum historischen Landgut Buschmühle in der Nähe des Weinortes Weyher, wo in festlicher Atmoshpäre ein mehrgängiges Abschlußmenu eingenommen wurde. Nach dem Essen wurde neben anderen werthaltigen Preisen auch der Hauptpreis, ein Satz Oldtimerreifen, verlost. Danach ging die 4. Pamina Classic ging bei bester Stimmung der TeilnehmerInnen und des Helferteams zu Ende. Als Dank für die gute Betreuung während der Tour übergab eine Teilnehmerin im Namen der gesamten Gruppe den Helfern eine ansehnliche finanzielle Anerkennung, die mit großer Freude entgegen genommen wurde.

Zum Abschluß soll noch erwähnt werden, dass die Durchführung der 4. Pamina Classic durch zahlreiche Sponsoren unterstützt wurde. Der Dank des Automobil-Club Maikammer e.V. und des Festungsbauverein Landau e.V. für die teilweise sehr großzügige Unterstützung gilt den folgenden Firmen:

  • Autohaus Adolf Cuntz KG, 67433 Neustadt/Weinstraße
  • Autohaus Weiss GmbH , 76829 Landau
  • Autolackiererei Gries GmbH, 76829 Landau
  • Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemische Industrie, 67487 Maikammer
  • CAIRBON Cleaning Solutions GmbH & Co. KG, 86157 Augsburg
  • G&S Roadster GmbH, 76829 Landau
  • Kahl Büroeinrichtungen GmbH, 68169 Mannheim
  • Kettenbach GmbH, 67433 Neustadt
  • McAirlaid’s GmbH, 37339 Berlingerode
  • Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA , 76185 Karlsruhe
  • Georg Oest Mineralölwerk GmbH & Co. KG, 72250 Freudenstadt
  • Peterstaler Mineralquellen GmbH, 77740 Bad Peterstal
  • Renner GmbH, 76863 Herxheim
  • Röpke GmbH, 67435 Neustadt
  • KFZ-Sachverständigenbüro Thomas Rössler, 67059 Ludwigshafen
  • Schraubwerk Südpfalz, 76879 Bornheim
  • Arthur Zintgraf GmbH, 72393 Burladingen
  • Württembergische Versicherung, 70176 Stuttgart

Im Oldtimer von Festung zu Festung

von Jan Hennen, Teilnehmer

Vom 3. bis zum 5. Oktober veranstaltete der AC Maikammer e.V. im ADAC zusammen mt dem Festungsbauverein Landau – Les Amis de Vauban die 4. Oldtimertour Pamina „Classic“.

Alle zwei Jahre begeben sich rund 40 Teams mit ihren Oldtimern auf die Spuren der Deutsch-Französischen Vergangenheit. So auch 2019: Sehenswerte Autos aus den Baujahren 1929 bis 1978 treffen am 3. Oktober auf dem Parkplatz der BCI Chemie in Maikammer ein. Nach einer fröhlichen Begrüßung (die meisten sind Wiederholungstäter) bei Brezeln und einem Gläschen Sekt geht die Fahrt nach kurzer Einweisung durch Fahrtleiter Wolfgang Weigelt los.

Auf kleinen Nebenstraßen durch den Pfälzerwald geht es nach Merzalben zur ersten Kaffeepause. Frisch gestärkt werden die nächsten rund 65 Kilometer bis nach St. Ingbert unter die schmalen Räder genommen. Im absolut sehenswerten, aber bisher eher wenig bekannten Kleinwagenmuseum des privaten Sammlers Stefan Voit werden die Fotohandys gezückt und mit offenen Mündern die umfangreiche Ausstellung begutachtet. Der Festungsbauverein versorgt parallel die Teilnehmer mit schmackhaftem Grillgut.

Statt Mittagsschlaf geht es durch das Saarland weiter zum Wolfspark in Merzig. Nach 56 Kilometern wird es Zeit für eine weitere Pause mit Kaffee und Kuchen, die freudig angenommen wird. Danach die letzte Etappe des ersten Tages an der Saar entlang und über die Mosel nach Mondorf-les-Bains in Luxemburg, wo die Teams kurz vor Erreichen des Hotels noch schnell die Tanks mit günstigem Getränk füllen. Bei diesen Preisen macht die Fahrt mit den Schätzchen noch mehr Spaß!

Apéritif, gutes Essen vom Buffet und natürlich tiefsinnige Gespräche an der Hotelbar über Autos, Gott und die Welt lassen den ersten Tag fröhlich ausklingen, niemand denkt da an die 231 Kilometer am nächsten Morgen.

 

Nach ausgiebigem Frühstück und Öl- und Wasserkontrolle geht es auf die Fahrt gleich über die Grenze nach Lothringen. Durch die von der Stahl- und Kohlekrise gebeutelte Gegend mit vielen verlassenen Industriegebäuden geht es bei leider etwas regnerischem Wetter nach Longwy. Bei dieser Witterung wirkt die eigentlich schöne hügelige Landschaft noch ein wenig trostloser. Auf dem Place Darche in Longwy-Haut werden die Teams freundlich empfangen und nach kurzer Stärkung zeigen kompetente Fremdenführer die von Vauban geplante Festung. Sehr interessante Ausführungen über diese schöne Kleinstadt.

Auf dem weiteren Weg nach Vachereauville hört der Regen zunächst auf und die Sonne beginnt die Oldtimer und ihre Besatzungen zu verwöhnen. In einem typisch französischen Relais an einer Straßenkreuzung mit einer eher unerwartet guten Küche werden die Lebensgeister neu befüllt. Doch auch heute kein durchaus wünschenswerter Mittagsschlaf, nach kurzer Fahrt erreichen die Teams das Beinhaus von Douaumont, ein beeindruckendes Mahnmal über die furchtbaren Auswirkungen des ersten Weltkriegs mit sterblichen Überresten von über 130.000 deutschen und französischen Soldaten. Der weitere Weg über das Gelände der Schlacht von Verdun vorbei an Granattrichtern macht betroffen und auch während der Tour wird viel über die Eindrücke diskutiert. Nach mehr als zwei Stunden Fahrt und neuem Regen erreichen die Oldtimer eine sehenswerte Schlossanlage: das Chateau de la Grange. In den tollen Räumen bei leckeren landestypischen Köstlichkeiten kann man durchaus über einen Umzug nachdenken, auch passende Räume für die Oldtimersammlung waren vorhanden. Aber es ging dann doch weiter zurück zum Hotel, natürlich nach erneutem günstigen Tankstellenbesuch. Der Abend verlief ähnlich schön wie am ersten Tag, einschließlich intensiver Bargespräche.

Der dritte und leider schon letzte Tag begann freundlicherweise etwas später. Nach rund einer Stunde Fahrt durch Frankreich erreichten die Teilnehmer ein weiteres Schloss, das sehr eindrucksvolle Chateau Saint Sixte. Die von überaus liebenswerten Menschen privat bewohnte Anlage kann für Hochzeiten oder andere wichtige Anlässe gemietet werden. Nach kurzer Besichtigung und kleiner Stärkung führte die sehr schön ausgearbeitete Tour nach Sarreguemines über gefühlte hunderte von Kreisverkehren zu einer rustikalen Mittagsrast in der stillgelegten Halle der Fayencerie von Saargemünd, die heute ein Museum für Keramik in dieser Moulin de la Blies beherbergt. Zwar etwas kühl draußen, aber mit vom Festungsbauverein vorbereiteten überaus leckeren herzhaften Spezialitäten, gutem Wein und unwiderstehlichen süßen Leckereien entstanden schnell durchweg glückliche Gesichter. Über Bitche führte die Strecke durch den Wald bei Hirschthal über die deutsch-französische Grenze wieder zurück in die Südpfalz. Beim nächsten Stopp am Wild- und Wanderpark Silz sollte eigentlich eine Eisverkostung stattfinden, doch angesichts der kühlen Witterung hatte sich der Eisverkäufer bereits in die Winterpause verabschiedet. Die durch langjährige Erfahrung aus vielen Oldtimertouren gestählte Fahrtleitung des AC Maikammer plante sofort um und sorgte für Kaffee und Kuchen im kleinen Restaurant des Wildparks.

Die letzte Etappe über rund 27 Kilometer durch die schöne Südpfalz führte dann zum Ziel der 4. Pamina „Classic“ in die Buschmühle in Weyher. Nach Sektempfang ging es zum edel ausgestalteten Speisesaal zum schmackhaften Abschlußessen. In diesem passenden Ambiente und sehr gutem Menu ging diese wieder sehr schöne Veranstaltung zu Ende. Vom Start bis zum Ziel gab es nichts zu beanstanden, mal abgesehen von den unglaublich zahlreichen „Gendarmes couchantes“, den teilweise recht hohen Bremshügeln in den französischen Ortschaften. Dort möchte man niemals Passagier in einem Krankenwagen sein. Die Aussicht, eine Klinik nicht erreichen zu können, ohne vorher von der Trage gefallen zu sein, ist nicht sehr attraktiv.

Auf ein Neues in 2021!

 

Jan Hennen Kandel, den 5. November 2019